(KHN-Interview) Im Expertengespräch: Dr. Lars Pracejus, Diplom-Psychologe aus Gießen in Hessen, über Hypnotherapie und Trance

(09.05.2011, Pharma-Zeitung.de) (KHN) Alternative Heilmethoden, alternative Medizin, alternative Therapie – immer häufiger wird in der modernen Zeit ein reines System der Schulmedizin hinterfragt und mit neuen Möglichkeiten ergänzt. Viele dieser neuen Möglichkeiten bietet speziell die Psychologie und Psychotherapie mit zahlreichen Anwendungen. Eine davon ist die Hypnotherapie.

KnowHowNow befragt hierzu Dr. rer. nat. Lars Pracejus zum Thema. Der Diplom-Psychologe, welcher an der Gießener Justus Liebig Universität im Bereich Neurowissenschaften mit Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft promovierte, ist neben seiner akademischen Qualifikation Heilpraktiker (Psychotherapie), klinischer Hypnotherapeut (DGH) und bei der EFPA als Psychologe EuroPsy zertifiziert.

Dr. Pracejus wendet Verfahren der Hypnotherapie seit fünf Jahren in eigener Praxis in Gießen an.

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Herr Dr. Lars Pracejus. Sie sind Spezialist auf dem Gebiet der Hypnotherapie und seit Jahren aktiv in Gießen und Umgebung mit dem Verfahren vertraut. Worum geht es bei einer Hypnotherapie genau?

Je nach Störungsbild geht es um sehr unterschiedliche Dinge. Es geht um Imagination (Vorstellungskraft), Absorption (sich auf die Dinge einlassen), Dissoziation (Abspaltung von Unerwünschtem), Assoziation (Zusammenführen von Verlorenem) oder einfach um Entspannung und einen neuen Blick auf alte Dinge. Es gibt konkrete medizinische Anwendungsgebiete in denen es auch um Sedierung (Ruhigstellung), Analgesie (Schmerzausschaltung), Anästhesie (Betäubung) oder Notfallinterventionen geht. Die Liste könnte beliebig erweitert werden.

Woher kommt die Hypnotherapie?

Hypnose und Trancezustände fanden Anwendung als Versenkungs- und Heilungsrituale bereits in der Frühzeit, dort aber immer mit religiösem Hintergrund. Hypnose fand spezifische Anwendung zur Behandlung von Schmerzen und Krankheiten in den Äskulap-Tempeln Griechenlands. Hier wurde eine Schlafbehandlung (Heilschlaf, Tempelschlaf) herbeigeführt. Der Gott Äskulap / Asklepios erschien als Schlange und gab dem Patienten Diäten oder Kuren auf. Seither ist der Äskulapstab, die Schlage, die sich um den Stab windet, das Zeichen der ärztlichen Zunft. Hypnose durchlief viele Stadien der Erklärung von Mesmerismus als magnetisches Fluidum, über Somnambulismus, bis hin zu modernen psychologischen Erklärungsmodellen. Am 27. März 2006 hat der „Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie“ der Bundesregierung die Hypnotherapie als wissenschaftlich fundiertes Verfahren für spezifische Störungsbilder anerkannt.

Warum sind Sie Hypnotherapeut geworden?

Ich interessiere mich seit zwanzig Jahren privat und seit zehn Jahren professionell für jene Gebiete der Wissenschaft, die noch nicht vollständig erforscht und erklärt sind. Schulmedizin und alternative Heilverfahren können sich sinnvoll ergänzen. Ich erlebe die Hypnotherapie als wirkungsvolles Instrument, um sich Themen zu nähern, die sonst schwer zugänglich sind.

Was ist Trance und was geschieht mit dem Patienten während der Trance?

Trance ist ein veränderter Bewusstseinszustand, nicht Schlaf, nicht Wachsein, aber auch nicht nur dazwischen. Es ist ein eigener Zustand, der leichter oder tiefer sein kann. Im EEG (Elektroenzephalogramm) oder im MRT (Magnetresonanztomographen) ist dieser Zustand darstellbar und unterscheidet sich von Schlaf und Wachheit.

Kann sich der Patient nach der Hypnotherapie an alles erinnern, was während der Trance passiert ist?

Üblicherweise ja. Der Patient bekommt alles mit, hat jederzeit die Kontrolle, kann das Vorgehen beeinflussen, mit dem Therapeuten korrespondieren und erinnert sich danach. Eine Amnesie (Gedächtnislücke) ist nur in seltenen Fällen sinnvoll und wird dem Patienten höchstens angeboten. Ob er sich darauf einlässt, entscheidet der Patient selbst.

Ist es schon einmal vorgekommen, dass ein Patient nach einer Hypnotherapie nicht mehr aufgewacht ist?

Nein, nie. Selbst wenn der Therapeut einen Herzinfarkt erleidet, kehrt der Patient allein zurück.

Gibt es auch Menschen, die eher keine Hypnotherapie machen sollten? Wer wäre für eine Hypnotherapie ungeeignet?

Diese Entscheidung kann nur im Einzelfall mit dem jeweiligen Therapeuten getroffen werden. Hypnotherapie sollte nur bei großer Vorerfahrung des Therapeuten angewendet werden bei Persönlichkeitsstörungen, Neurologischen Erkrankungen, Depression, Schizophrenie, primären Abhängigkeitserkrankungen.

Garnicht sollte Hypnotherapie angewendet werden bei Passivität des Patienten, Kontrollambitionen, die den Patienten von der Trance abhalten und bei Wünschen nach Wahrheitsfindung, Umprogrammieren, Verantwortungsdelegation u.a.

Wie ist der Ablauf einer hypnotherapeutischen Sitzung und welche Ziele werden dabei verfolgt?

Die Ziele werden je nach Störungsbild mit dem Patienten vereinbart. Hypnotherapie muss nicht zwingend in jeder Sitzung erfolgen. Es kann Vorbesprechungen, Vorübungen oder Nachbesprechungen geben.

Würden Sie sagen eine Hypnotherapie ist effektiver als eine traditionelle Gesprächstherapie?

Hypnotherapie ist eine sinnvolle Ergänzung im Rahmen einer umfassenden Psychotherapie. Sie kann eingesetzt werden zur Exploration (Datengewinnung), Intervention (Arbeit am Thema) oder zur Konsolidierung (Festigung des Erreichten). Im Bereich der Psychotherapie tätiges Personal ist sicher dann effektiver, wenn es über ein umfangreiches Repertoire verschiedener Techniken verfügt, derer sich je nach Patient bedient werden kann.

Was ist mit der Hypnotherapie alles möglich und was sind die häufigsten Probleme mit denen Menschen zu Ihnen kommen?

Hypnotherapie findet Anwendung bei Phobien und Angststörungen, Belastungsstörungen, Übergewicht, Schlafstörungen, Psychosomatik und somatoformen Störungen, Sexualstörungen, akutem und chronischem Schmerz, Raucherentwöhnung, Einnässen, Zwängen, Dissoziativen Störungen, Bulimie, Tinnitus, Rehabilitation bei Insult und Infarkt und Störungen des Sozialverhaltens (Nach Revenstorf, 2003).

Ist es möglich eine Hypnose bei sich selbst anzuwenden und welche Risiken geht man dabei ein?

Selbsthypnose kann erlernt werden, Risiken gibt es so gut wie keine. Allerdings kommt man in der Selbsthypnose nicht immer so dicht an die Themen heran, wie in der Heterohypnose (Hypnose zu zweit).

Welche Chancen sehen Sie für die Hypnotherapie?

Es werden zunehmend neue Anwendungsbereiche erschlossen und erforscht oder bestehende Bereiche in Programmen etabliert. Die Hypnotherapie hat einen festen Stellenwert in der Medizin und wird diesen behalten. Hypnotherapie ist dabei kein Verfahren für JEDEN Patienten, aber ganz speziell auch kein Verfahren für JEDEN Therapeuten.

Wie kann sich ein neuer Hilfesuchender eine erste Sitzung vorstellen?

Eine erste Sitzung beinhaltet immer ein Vorgespräch mit Fragen nach der Erwartungshaltung, der Vorerfahrung mit Hypnotherapie und anderen Entspannungsverfahren und der individuellen Zielsetzung. In einer ersten Hypnosesitzung wird meist eine Entspannungstrance ausprobiert, selten bereits eine Arbeitstrance. Der Patient etabliert einen inneren, sicheren Ort, der Ausgangspunkt für weitere Arbeiten sein kann.

Dr. Lars Pracejus, wir danken Ihnen herzlich für Ihre Expertise!

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Dr. Lars Pracejus arbeitet in eigener Privatpraxis für Psychotherapie (HPG) in Gießen. Er steht für Beratung und Nachfrage zur Thematik persönlich zur Verfügung.

Praxis für Psychotherapie (HPG)

Dipl.-Psych. Dr. Lars Pracejus

Südanlage 12, 35390 Gießen

Tel.: 0641 - 55 99 613

info@hypno-dialog.de

www.hypno-dialog.de

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Experten-Interview 'Was ist Hypnotherapie?', Im Gespräch Dr. Lars Pracejus. Praxis: Südanlage 12, 35390 Gießen. Diplom-Psychologe aus Gießen und Spezialist für Psychotherapie, Hessen. Promotion (rer. nat.) und Studium der Psychologie und Medizin an der Justus Liebig Universität Gießen.

Interviewkennung bei Rückfragen an KnowHowNow: med/0001

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