MSD erhält Europazulassung für sein Atypikum SYCREST® (Asenapin) zur Behandlung manischer Episoden bei Bipolar-I-Störung
(03.09.2010, Pharma-Zeitung.de) WHITEHOUSE STATION, N.J. - Copyright by Business Wire - MSD
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Die Europäische Kommission hat den Zulassungsantrag für SYCREST® (Asenapin) Sublingualtabletten für die Behandlung von mittelstark bis stark ausgeprägten manischen Episoden in Zusammenhang mit einer Bipolar-I-Störung bei Erwachsenen bewilligt. Das gab MSD (MSD ist ein Handelsname von Merck & Co., Inc., mit Hauptniederlassung in Whitehouse Station, New Jersey, USA) heute bekannt. Bei der heutigen Entscheidung ist man den Empfehlungen des Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) gefolgt. Die Entscheidung der Kommission gilt für alle 27 europäischen Mitgliedstaaten.
„Die Behandlung einer Bipolar-I-Störung ist schwierig, und häufig setzen Patienten die Therapie aus verschiedenerlei Gründen ab“, erklärt Dr. Eduard Vieta, M.D., Ph.D., Professor für Psychiatrie an der Universität von Barcelona und Leiter des Programms für Bipolar-Störungen an der Universitätsklinik in Barcelona, Spanien. „Für die Patienten, die an dieser schweren Krankheit leiden, ist es wichtig, dass viele Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, und eine davon ist ab jetzt Asenapin.“
Die Zulassung des Atypikums SYCREST seitens der Europäischen Kommission für die Behandlung manischer Episoden bei Bipolar-I-Störung stützt sich auf eine Überprüfung von Wirksamkeitsdaten aus einem klinischen Studienprogramm, an dem rund 1.300 Patienten mit bipolarer Manie teilnahmen. SYCREST wird in den USA unter dem Namen SAPHRIS® (Asenapin) in Form von Sublingualtabletten verkauft.
Überblick über die klinischen Studien
Die Wirksamkeit von SYCREST wurde in zwei ähnlich aufgebauten, dreiwöchigen, randomisierten, doppelblinden, placebo- und aktivkontrollierten (Olanzapin) Monotherapiestudien nachgewiesen, an denen erwachsene Patienten mit Bipolar-I-Störung in akuter manischer oder gemischter Episode mit oder ohne psychotische Merkmale teilnahmen. Gegenüber dem Placebo erwies sich Asenapin hinsichtlich der Reduzierung der manischen Symptome im Laufe der drei Wochen als deutlich wirksamer. So war bereits an Tag zwei ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen Asenapin und Placebo festzustellen.
Diese zulassungsentscheidenden Kurzstudien wurden im Zuge einer neunwöchigen, doppelblinden Nichtunterlegenheitsstudie zur Überprüfung der Aufrechterhaltung von Wirksamkeit und Sicherheit über einen Zeitraum von insgesamt bis zu zwölf Wochen verlängert. Dabei wurde festgestellt, dass die Wirksamkeit während der Bipolar-Episoden auch über die zwölfwöchige randomisierte Behandlung hinaus anhielt. Daraufhin wurden diese Studien weiter auf 40 Wochen verlängert, um die Sicherheit über einen Zeitraum von insgesamt 52 Wochen zu überprüfen.
Außerdem wurde eine zwölfwöchige, placebokontrollierte Studie mit 326 Patienten mit manischer Episode oder Mischepisode einer Bipolar-I-Störung mit oder ohne psychotische Merkmale durchgeführt, um die Wirksamkeit von SYCREST als Zusatztherapie zu den Stimmungsstabilisatoren Lithium oder Valproat aufzuzeigen. Die Therapieergänzung mit Asenapin bei Patienten mit lediglich partiellem Ansprechen auf eine Monotherapie mit Lithium oder Valproat, die über einen Zeitraum von zwei Wochen bei therapeutischen Serumkonzentrationen erfolgte, bewirkte im Vergleich zu einer Monotherapie mit einem der beiden anderen Wirkstoffe in Woche drei und zwölf eine deutliche Abschwächung manischer Symptome.
„SYCREST steht stellvertretend für das Bestreben von MSD, innovative Therapien für die Neurowissenschaften zu entwickeln“, so Dr. med. Armin Szegedi, Leiter der Psychiatrie, Neuroscience Clinical Research, Merck. „Dank der heute erteilten Zulassung steht den Patienten in Europa eine neue Behandlung zur Verfügung, die denjenigen helfen soll, die an dieser schweren psychiatrischen Krankheit leiden.“
Die Daten zur Sicherheit und Verträglichkeit von Asenapin gehen auf die Untersuchungen bei rund 4.500 Patienten zurück, darunter über 3.150 Patienten in den Phase-II/III-Studien. Asenapin war in den klinischen Studien generell gut verträglich. Die häufigsten Nebenwirkungen, die bei mehr als 10 % der Patienten aufgetreten sind, waren Schläfrigkeit und Angstzustände. Weitere häufige Nebenwirkungen bei 1 bis 10 von 100 Patienten waren Gewichtszunahme, gesteigerter Appetit, Dystonie (verlangsamte oder anhaltende Muskelkontraktionen), Akathisie (Ruhelosigkeit), Dyskinesie (unkontrollierte Muskelkontraktionen), Parkinsonismus (langsame Bewegungen, Tremor), Sedierung, Schwindel, Dysgeusie (Veränderung des Geschmackssinns), orale Hypoästhesie (Taubheitsgefühl in der Zunge oder im Mund), erhöhte Alaninaminotransferasewerte (Leberproteinwerte), Muskelsteifigkeit und Müdigkeit. Bei Patienten mit Überempfindlichkeit auf den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile darf SYCREST nicht angewendet werden.
In den Kurz- und Langzeitstudien mit SYCREST betrug die mittlere Veränderung des Körpergewichts bei Anwendung von Asenapin insgesamt 0,8 kg. Der Anteil der Studienteilnehmer mit klinisch bedeutsamer Gewichtszunahme (≥7 % am Endpunkt gegenüber dem Beginn der Studie) in den Kurzzeitstudien bei bipolarer Manie lag unter Asenapin bei 6,5 %, nach Placebogabe bei 0,6 %.
Über Bipolar-I-Störung
Die Bipolar-I-Störung (auch als manische Depression bezeichnet) ist eine chronische, in Schüben auftretende Krankheit, für die Manie (Phasen mit Hochstimmung, extremer Reizbarkeit, verringertem Schlaf und erhöhtem Energiepegel), Depression (überwältigendes Gefühl der Traurigkeit, suizidale Gedanken) oder eine Kombination dieser beiden Stimmungslagen typisch sind.
Wichtige Hinweise zur Sicherheit
Ältere Patienten mit demenzbedingter Psychose
Bei älteren Patienten mit demenzbedingter Psychose unter Behandlung mit Antipsychotika besteht ein erhöhtes Sterberisiko. Sycrest ist nicht für die Behandlung von Patienten mit demenzbedingter Psychose zugelassen und wird für die Anwendung bei dieser speziellen Patientengruppe nicht empfohlen.
Malignes Neuroleptika-Syndrom
Unter Behandlung mit Antipsychotika, z. B. auch Asenapin, ist das maligne Neuroleptika-Syndrom (MNS) aufgetreten, das durch Hyperthermie, Muskelsteifigkeit, autonome Instabilität, veränderten Bewusstseinszustand und erhöhte Serumwerte der Kreatinphosphokinase charakterisiert ist. Die klinischen Anzeichen umfassen außerdem Myoglobinurie (Rhabdomyolyse) und akute Niereninsuffizienz. Wenn ein Patient Anzeichen und Symptome entwickelt, die auf MNS hindeuten, muss Sycrest abgesetzt werden.
Krampfanfälle
In klinischen Studien sind während der Behandlung mit Asenapin gelegentlich Krampfanfälle bei den Patienten aufgetreten. Sycrest muss daher bei Patienten mit Epilepsien in der Krankheitsgeschichte oder mit Krankheiten, die mit Krampfanfällen einhergehen, mit Vorsicht angewendet werden.
Suizid
Die Möglichkeit von Suizidversuchen ist bei Psychosen und Bipolar-Störungen immer gegeben. Hochrisikopatienten sollten daher während der Behandlung engmaschig überwacht werden.
Orthostatische Hypotonie
Asenapin kann eine orthostatische Hypotonie und Ohnmachtsanfälle induzieren, insbesondere zu Beginn der Behandlung. Möglicherweise ist dies auf die α1-adrenergen antagonistischen Eigenschaften des Wirkstoffs zurückzuführen. Das Risiko einer orthostatischen Hypotonie ist besonders bei älteren Patienten erhöht. In klinischen Studien traten während der Behandlung mit Sycrest gelegentlich Ohnmachtsanfälle auf. Vorsicht ist angezeigt, wenn Sycrest bei älteren Patienten und bei Patienten mit bekannter Herzkreislaufkrankheit (z. B. Herzinsuffizienz, Herzinfarkt oder Ischämie des Herzmuskels, Erregungsleitungsstörungen), zerebrovaskulärer Krankheit oder Krankheiten, die den Patienten anfälliger für niedrigen Blutdruck machen (z. B. Dehydrierung und Hypovolämie), angewendet wird.
Tardive Dyskinesie
Arzneimittel mit antagonistischer Wirkung auf den Dopaminrezeptor sind mit der Induktion einer tardiven Dyskinesie in Zusammenhang gebracht worden. Typisch hierfür sind rhythmische, unkontrollierte Bewegungen, hauptsächlich der Zunge und/oder des Gesichts. In klinischen Studien sind während der Behandlung mit Asenapin gelegentliche Fälle von tardiver Dyskinesie aufgetreten. Das Einsetzen extrapyramidaler Symptome gilt als Risikofaktor für tardive Dyskinesie. Wenn bei einem mit Sycrest behandelten Patienten Anzeichen und Symptome einer tardiven Dyskinesie auftreten, sollte in Erwägung gezogen werden, die Behandlung abzusetzen.
Hyperprolaktinämie
Bei einigen Patienten ist es unter Sycrest zu einem Anstieg des Prolaktinspiegels gekommen. Aus klinischen Studien wurden einige wenige unerwünschte Reaktionen in Zusammenhang mit einem anomalen Prolaktinspiegel berichtet.
QT-Intervall
Die Anwendung von Asenapin scheint nicht mit einer klinisch relevanten QT-Verlängerung einherzugehen. Vorsicht ist aber geboten, wenn Sycrest Patienten mit bekannter Herzkreislaufkrankheit oder familiärem Auftreten einer QT-Verlängerung verschrieben wird, sowie bei gleichzeitiger Anwendung mit anderen Arzneimittelprodukten, die eine mögliche Verlängerung des QT-Intervalls bewirken.
Hyperglykämie und Diabetes mellitus
Während der Behandlung mit Asenapin ist es gelegentlich zu Hyperglykämie oder einer Verschlechterung eines bereits vorhandenen Diabetes gekommen. Die Beurteilung des Zusammenhangs zwischen der Anwendung eines atypischen Antipsychotikums und Blutzuckeranomalien ist durch die Möglichkeit eines erhöhten Basisrisikos für Diabetes mellitus bei Patienten mit Schizophrenie oder Bipolar-Störung und die steigende Inzidenz von Diabetes mellitus in der allgemeinen Bevölkerung erschwert. Bei Diabetespatienten und Patienten mit Risikofaktoren hinsichtlich der Entwicklung eines Diabetes mellitus ist eine entsprechende klinische Überwachung ratsam.
Dysphagie
Eine Behandlung mit Antipsychotika wurde mit einer Dysmotilität der Speiseröhre und Aspiration in Verbindung gebracht. Bei mit Sycrest behandelten Patienten wurden gelegentlich Fälle von Dysphagie berichtet.
Regulierung der Körpertemperatur
Antipsychotika können die Fähigkeit des Körpers zur Senkung der Körperkerntemperatur beeinflussen. Den klinischen Studien zufolge scheint Asenapin keine klinisch relevante Fehlregulierung der Körpertemperatur zu bewirken. Wenn Sycrest Patienten verschrieben wird, bei denen Situationen vorkommen können, die ggf. zu einem Anstieg der Körperkerntemperatur führen, z. B. viel Sport, Aufenthalt in extremer Hitze, Einnahme begleitender Arzneimittel mit anticholinerger Wirkung oder Dehydrierung, sind eine entsprechende Vorsorge und Überwachung ratsam.
Patienten mit starker Beeinträchtigung der Leberfunktion
Bei Patienten mit stark beeinträchtigter Leberfunktion (Child-Pugh-Klasse C) ist die Asenapin-Exposition um den Faktor 7 erhöht. Die Anwendung von Sycrest bei solchen Patienten wird daher nicht empfohlen.
Parkinson-Krankheit und Demenz mit Lewy-Körperchen
Wenn Antipsychotika, wie z. B. auch Sycrest, an Patienten mit Parkinson-Krankheit oder Demenz mit Lewy-Körperchen verschrieben werden, muss das Risiko gegenüber den Vorteilen der Behandlung abgewogen werden, da bei beiden Gruppen unter Umständen ein erhöhtes Risiko für malignes Neuroleptika-Syndrom und eine verstärkte Empfindlichkeit auf Antipsychotika vorliegen kann. Eine solche verstärkte Empfindlichkeit kann sich als Verwirrtheit, Benommenheit, Haltungsinstabilität mit häufigen Stürzen sowie mit extrapyramidalen Symptomen äußern.
Arzneimittelwechselwirkungen
CVorsicht ist geboten, wenn Asenapin in Kombination mit anderen zentral wirksamen Arzneimitteln angewendet wird. Den Patienten sollte angeraten werden, während der Einnahme von SYCREST auf den Genuss von Alkohol zu verzichten. Darüber hinaus ist auch bei gleichzeitiger Anwendung von SYCREST und Fluvoxamin (einem CYP1A2-Inhibitor) und Arzneimitteln, die sowohl Substrate als auch Inhibitoren von CYP2D6 sind (z. B. Paroxetin), Vorsicht angezeigt.
Vollständige Verschreibungsinformationen sind den Fachinformationen des Arzneimittels zu entnehmen.
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SYCREST® ist eine eingetragene Handelsmarke von N.V. Organon, einer Tochtergesellschaft von Merck & Co., Inc., Whitehouse Station, New Jersey, USA.
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