AIDS-Arzneimittelhersteller Boehringer Ingelheim weigert sich, einkommensschwachen Patienten besseren Therapiezugang zu verschaffen

(21.01.2011, Pharma-Zeitung.de) WASHINGTON, USA - Copyright by Business Wire - AIDS Healthcare Foundation

Trotz sich zuspitzender Krise bei nationalen Hilfsprogrammen, die Zugang zu AIDS-Medikamenten unterstützen (AIDS Drug Assistance Program), bei welchen mittlerweile 5387 Patienten auf Wartelisten stehen und wo weitere Tausende nicht mehr zugelassen werden, hat Boehringer Ingelheim (BI) auf den Vorschlag der AHF, den Zugang für Patienten über das bestehende Hilfsprogramm des Unternehmens zu erweitern, nicht reagiert

Fast alle anderen Hersteller von AIDS-Medikanten – so auch Gilead Sciences, Bristol-Myers Squibb, GSK / ViiV Healthcare – haben Maßnahmen ergriffen, während BI weiterhin schweigt

Die AHF hat folgende Meldung veröffentlicht: Trotz einer sich zuspitzenden nationalen Krise bezüglich AIDS-Medikamenten weigert sich der Pharmariese Boehringer Ingelheim Pharmaceuticals Inc. (BI) hartnäckig, breiteren Zugang zu seinen lebensrettenden AIDS-Medikamenten anzubieten oder auch nur auf die wiederholten Anfragen der AIDS Healthcare Foundation (AHF), der größten globalen AIDS-Organisation, zu reagieren und bei der Lösungsfindung mitzuhelfen.

Aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände mit Haushaltskürzungen bei AIDS-Programmen, erhöhter Nachfrage und steigenden Medikamentenpreisen kann das auf Bundesebene finanzierte, aber staatlich betriebene AIDS Drug Assistance Program (ADAP) – das zurzeit 165.000 einkommensschwachen Menschen in den USA die lebensrettenden AIDS-Medikamente abgibt – nicht mehr allen Bedürftigen die nötige Behandlung anbieten. Im Januar 2011 befinden sich über 5300 Patienten auf den ADAP-Wartelisten, und weitere 2500 sehen sich mit dem Risiko konfrontiert, ganz aus dem Programm gekippt zu werden. Diese Krise spitzt sich rasch zu, da sich viele größere AIDS-Hilfsprogramme gezwungen sehen, die Behandlung für neue Patienten zu verweigern. So führte Florida, das die drittgrößte HIV-infizierte Bevölkerungszahl der USA aufweist, im Juni 2010 eine Warteliste ein, auf der sich zurzeit bereits 2800 Namen befinden. Kalifornien (mit 40.000 ADAP-Patienten) hat Kürzungen vorgeschlagen, die zahlreiche Patienten aus dem Programm drängen werden.

Um dem dringenden medizinischen Bedarf dieser Patienten zu entsprechen, verschickte die AHF im November 2010 ein Schreiben an alle Firmen mit dem Vorschlag, den Zugang zu den Medikamenten durch Rationalisierung ihrer bestehenden Hilfsprogramme für Patienten (Patient Assistance Programs oder PAP) zu erweitern, die für einkommensschwache Amerikaner in vielen Fällen ein Sicherheitsnetz darstellen. Das landesweite Versagen der ADAP-Programme macht die PAP-Programme zu einer Rettungsleine für Patienten auf Wartelisten und für diejenigen, die aus den Programmen gestrichen wurden oder aufgrund anderer Kostensenkungsmaßnahmen nicht mehr zugelassen werden.

In dem Schreiben – unterzeichnet von Hunderten von besorgten Personen sowie von zwölf AIDS-Organisationen aus dem ganzen Land, darunter AHF, Bienestar, ADAP Advocacy Association und Housing Works – wurden Bedenken zu dem umständlichen Anmeldeverfahren für PAP-Programme angemeldet und sinnvolle Lösungsvorschläge unterbreitet. Wie in einem Auszug des Schreibens steht, „fordern wir, dass Sie die folgenden Änderungen bei Ihren PAP-Programmen einführen: Heben Sie die Zulassungskriterien beim Einkommen auf 500 % der nationalen Armutsgrenze an, schaffen Sie ein einheitliches Portal und Anmeldeformular für den Patientenzugang zu sämtlichen PAP-Programmen und bieten Sie Patienten die Möglichkeit an, die Medikamente in ihrer Apotheke vor Ort abzuholen.“

„Die Untätigkeit von Boehringer Ingelheim und die Weigerung, sinnvolle Maßnahmen zur Schaffung einer Lösung zu ergreifen, beweist die schockierende Geringschätzung der Menschenleben, die das Unternehmen angeblich retten will“, sagte Michael Weinstein, Präsident der AIDS Healthcare Foundation. „BI gehörte zu den letzten Herstellern, die den in Schwierigkeiten steckenden ADAP-Programmen ihre AIDS-Medikamente zu einem reduzierten Preis anboten, und ist auch jetzt eines der letzten Unternehmen, die ihre Hilfsprogramme angesichts des aktuellen Bedarfs noch nicht angepasst haben. Gilead Sciences, Bristol-Myers Squibb und GSK / ViiV Healthcare haben reagiert. Abbott Laboratories, Merck und Johnson & Johnson haben Schritte unternommen, um den Zugang zu erweitern. Wie viel schlimmer muss die Situation noch werden, bis BI Verantwortungsbewusstsein zeigt und sicherstellt, dass die Leute, die diese lebensrettenden Medikamente benötigen, sie auch bekommen?“

Die meisten anderen Hersteller von AIDS-Medikamenten haben Schritte unternommen, um den Therapiezugang zu erweitern. Das Programm Heinz-Welvista (eine Partnerschaft zwischen Heinz Family Philanthropies und Welvista Pharmacy) bietet Patienten auf ADAP-Wartelisten zum Beispiel die Möglichkeit an, Medikamente über ein einheitliches Portal zu beziehen, und hat die Teilnahme von fast allen anderen Herstellern von AIDS-Medikamenten außer von Boehringer Ingelheim gesichert.

Darüber hinaus hat sich BI geweigert, auf das Folgeschreiben der AHF vom 29. Dezember 2010 zu reagieren, in dem die AHF ihre Besorgnis über die schleppende und ungenügende Reaktion auf die aktuelle Krise kundtat. In diesem Schreiben heißt es:

„Ihre Weigerung, das Virologie-Programm auszudehnen, ist umso besorgniserregender, als es bereits die restriktivsten Zulassungskriterien der gesamten Branche aufweist. Die Einkommensgrenze für die Zulassung zu Ihrem Programm liegt bei 200 % der nationalen Armutsgrenze. Das ist ein Monatslohn von 1800 US-Dollar brutto. Angesichts der hohen Preise der AIDS-Medikamente von Boehringer wie Aptivus, welches pro Monat 1187 US-Dollar kostet, könnte sich selbst jemand, dessen Einkommen 500 % über der Armutsgrenze liegt (ein Nettoverdienst von 3500 US-Dollar pro Monat), diese Therapie ohne Hilfe kaum leisten. Für jemanden, der weniger verdient, kommt es gar nicht in Frage, jeden Monat 1187 US-Dollar für Aptivus auszugeben. Diese Leute werden ganz einfach einen Monat aussetzen, wenn sie sich das Medikament nicht leisten können, oder die Behandlung ganz abbrechen. Angesichts der raschen Progression des unbehandelten HI-Virus wird dies verheerende Konsequenzen haben.“

In einem früheren Versuch im August 2010, die AIDS-Medikamentenkrise in Florida anzusprechen, schlug die AHF ein Programm vor, mit dem die Medikamentenabgabe durch eine Zentralisierung der Verfügbarkeit von kostenlosen Behandlungen für Patienten auf Apothekenstufe rationalisiert werden sollte. Damals schlug die AHF die Nutzung verfügbarer Mittel – kostenlos abgegebene AIDS-Medikamente von allen großen Herstellern – zusammen mit der strafferen Medikamentenabgabe über die AHF-eigenen sowie andere Apotheken in ganz Florida vor. Leider verwarfen die Pharmaunternehmen – so auch BI – diesen Vorschlag der AHF.

Die folgenden Medikamentenhersteller wurden von der AHF hinsichtlich der Rationalisierung ihrer bestehenden Hilfsprogramme für Patienten kontaktiert: Abbott Laboratories (Abbott Patient Assistance Foundation), Boehringer Ingelheim (Cares Foundation Patient Assistance Program), Bristol-Myers Squibb (Access Virology Program), Gilead Sciences (Advancing Access Program und Atripla Patient Assistance Program), Merck (HIV Support Program), Tibotec (Johnson & Johnson Patient Assistance Foundation) und ViiV Healthcare (Bridges to Access Program).

Die AIDS Healthcare Foundation (AHF), die größte globale AIDS-Organisation, stellt momentan für mehr als 148.000 Personen in 22 Ländern weltweit medizinische Versorgung und Dienstleistungen zur Verfügung, u. a. in den USA, in Afrika, Lateinamerika/Karibik, im asiatisch-pazifischen Raum und in Osteuropa. www.aidshealth.org

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