Als Gesundheitsratgeber nutzt über ein Drittel der deutschen Bevölkerung das Internet
(12.02.2013, Pharma-Zeitung.de)
Wissenschaftler vom Universitätsklinikum Leipzig und der Universität Köln berichteten in der Zeitschrift Psychotherapeut über Ergebnisse einer Studie unter 2.411 befragten Personen. Demnach nutzt mehr als ein Drittel, ganz genau 37 Prozent, der deutschen Bevölkerung das Internet um Gesundheitsinformationen zu erhalten. Unter den Internetnutzern stützen sich sogar 63 Prozent auf das World Wide Web als Gesundheitsratgeber.
Christina Eichenberg (Department Psychologie, Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität zu Köln) äußerte sich dazu wie folgt: „Ärzte und Therapeuten müssen sich darauf einstellen, künftig häufiger auf durch Web¬an¬gebote vorinformierte Patienten zu treffen, aber auch Onlineberater oder andere Unterstützungsangebote in die Therapien einzubeziehen“. Nach wie vor haben jedoch Ärzte, Apotheker, Psychologen, Familienangehörige und Freunde einen größeren Einfluss auf das Gesundheitsverhalten. Tatsächlich gaben aber 20 Prozent der Befragten an, dem Internet in Gesundheitsangelegenheiten einen großen oder sehr großen Einfluss einzuräumen. Laut den Studienergebnissen gäbe es eine große Bereitschaft eine psychologische Onlineberatung in Anspruch zu nehmen, auch wenn derzeit solche Möglichkeiten wenig bekannt seien.
Bereits heute ist unter Förderung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ein Projekt zur persönlichen psychologischen Online-Beratung ins Leben gerufen worden. Dieses Modellprojekt ist für pflegende Angehörige bestimmt. Wer einen pflegebedürftigen älteren Menschen zu Hause pflegt kann sich bei seelischer Belastung hier Hilfe holen.
Unlängst hat das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) Tipps veröffentlicht, um Gesundheitsinformationen im Internet besser zu bewerten. „Mehr als eine halbe Million medizinische Internetseiten gibt es allein in Deutschland. Nicht alle davon bieten ausgewogene und richtige Informationen“, hieß es in dem zusammengestellten Bericht.
Einer umfangreichen ärztlichen Beratung im Internet steht allerdings die Berufsordnung für die deutschen Ärztinnen und Ärzte entgegen. Nach §7 Absatz 3 darf der Arzt eine individuelle ärztliche Behandlung, insbesondere auch Beratung, weder ausschließlich brieflich noch in Zeitungen oder Zeitschriften, noch ausschließlich über Kommunikationsmedien oder Computerkommunikationsnetze durchführen. Somit sind allgemeine medizinische Informationen erlaubt, eine individuelle Beratung bzw. Behandlung dagegen nicht.
Eine Online-Beratung ersetzt sicherlich nicht den Besuch beim Arzt. Dennoch nimmt das Internet als Informationsquelle einen immer höheren Stellenwert ein. Um eine zweite oder dritte kostenlose Meinung einzuholen bietet das Internet viele Möglichkeiten. Und der Rat vom Arzt ist nicht automatisch besser als die Auskunft im Internet. Computerbild hat in einem Test (Heft 11/2010) sechs Gesundheitsdienste im Internet unter die Lupe genommen. In jedem der sechs Foren wurden zwölf Testfragen veröffentlicht. Die Antworten wurden anonymisiert einem Fachbeirat zur Bewertung vorgelegt. Das Ergebnis war, dass die fachärztlichen Antworten insgesamt nur geringfügig besser waren, als die Laien-Ratschläge.
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